„Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.“

„Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.“

Rahma Abdi Aidid und Edmond Masega sind Teil des FairChanger-Austauschprojekts: Junge Fairtrade-Aktive aus Kenia und Deutschland besuchen sich gegenseitig in den Heimatländern, um die Menschen, Perspektiven und Aktivitäten entlang fairer globaler Lieferketten kennenzulernen.
Wir haben Rahma und Edmond gefragt, was sie persönlich am fairen Handel begeistert und worauf sie sich am meisten freuen auf ihrer Reise nach Deutschland im September 2024.

Wann habt ihr das erste Mal von Fairtrade gehört?

Rahma: Ich habe Fairtrade über das Strathmore Fairtrade-Botschafterprogramm kennengelernt – ein Pionierprogramm für Universitäten in Kenia, das das Bewusstsein für Fairtrade-Produkte und -Prinzipien fördern soll. Wir haben zum Beispiel eine Fairtrade-Valentinstagswoche, faire Freitage und viele weitere Aktionen ins Leben gerufen, um unsere Kommiliton*innen über die Wirkung von Fairtrade zu informieren.

Edmond: Ich habe 2012 in Naivasha zum ersten Mal von Fairtrade gehört, wo Projekte initiiert wurden, um Klassenzimmer in den umliegenden Grundschulen zu renovieren. Dies hatte große Auswirkungen auf die Gesellschaft: Immer mehr Menschen in der Umgebung wollten auf Fairtrade-zertifizierten Farmen arbeiten, wo sie von solchen „Goodies“ profitieren konnten.

Habt ihr selbst schon Erfahrungen mit Fairtrade-Projekten gemacht?

Edmond: Ich habe von der Fairtrade-Prämie profitiert, die mir bei der Finanzierung der Highschool und meines Studiums geholfen haben. Durch die Prämie konnte ich meine Ausbildung abschließen, da meine Eltern es sich nicht leisten konnten, die riesigen Geldsummen aufzubringen.

Anmerkung der Redaktion: Die Fairtrade-Prämie ist ein finanzieller Aufschlag, den Fairtrade-zertifizierte Farmen zusätzlich zu den festgelegten Fairtrade-Preisen für ihr Produkt – hier Rosen – erhalten Die Farm-Beschäftigten entscheiden demokratisch, welche Projekte mit den Geldern umgesetzt werden sollen. Mehr zur Fairtrade-Prämie erfährst du auf unserer Website.

Im Februar waren die FairChanger aus Deutschland bei euch in Kenia zu Besuch. Was habt ihr aus diesem ersten Austausch mitgenommen?

Rahma: Es war interessant, Menschen zu treffen, die eine andere Denkweise haben. Unsere Gespräche waren sehr informativ und es hat Spaß gemacht, mit ihnen zusammen zu sein.

Edmond: Ich habe viel gelernt, zum Beispiel wie Fairtrade in Deutschland funktioniert. Die verschiedenen von Fairtrade initiierten Kampagnen und Aktionen, darunter die Fairtrade-Schools, -Universitäten … und sogar Messen zum fairen Handel. Wir haben auch Ideen ausgetauscht, wie man das Bewusstsein für den fairen Handel weiter schärfen kann.

Welche konkreten Herausforderungen seht ihr für den fairen Handel?

Rahma: Fairtrade-Produkte sind in Kenia nicht sehr bekannt. Die kenianische Bevölkerung weiß nicht viel über die Vorteile von Fairtrade oder gar darüber, wie sich Fairtrade-Produkte von anderen Produkten unterscheiden. Daran arbeiten wir.

Edmond: Ich glaube, die Menschen müssen noch mehr für aufkommende Probleme in den Bereichen nachhaltige Landwirtschaft, globaler Handel und Marketing sensibilisiert werden, damit sich globale Handelsstrukturen langfristig zum Positiven verändern.

Und wie unterstützt ihr ganz persönlich die Idee des fairen Handels?

Rahma: Indem ich sie in meinen Alltag integriere und Leute in meinem Alter – an der Uni und im Freundeskreis – auf die Möglichkeiten und die Wirkung des fairen Handels aufmerksam mache.

Edmond: Ich beschäftige mich mit Social-Media-Branding und versuche Fairtrade über LinkedIn, Instagram und so weiter zu verbreiten. Mehr als 70 Prozent der Jugendlichen sind dort aktiv. Daher ist es ideal, um die Fairtrade-Agenda voranzutreiben. Außerdem kaufe ich Fairtrade-Produkte wie Tee, Kaffee und Schokolade, die bisher am besten auf dem kenianischen Markt verfügbar sind, und ermutige meine Freund*innen und Nachbar*innen, sie ebenfalls zu probieren.

Wenn ihr mit Gleichaltrigen sprecht, was erzählt ihr ihnen über Fairtrade?

Rahma: Unser Hauptziel als Fairtrade-Botschafter*innen auf dem Campus ist es, sicherzustellen, dass die Studierenden zunächst einmal wissen, dass es ein Unternehmen gibt, das die globalen Nachhaltigkeitsziele unterstützt und faire und nachhaltige Lebensgrundlagen fördert.

Edmond: Und ich möchte vermitteln, dass Fairtrade eine gute Sache ist. Fairtrade ist inklusiv und kann viele Leben verbessern, wenn wir uns aktiv für die Unterstützung der Fairtrade-Produzent*innen und den Konsum ihrer Produkte einsetzen. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten – für die Menschen und für die Umwelt.

Worauf freut ihr euch bei eurer Austauschreise nach Deutschland am meisten?

Rahma: Ich freue mich darauf, die deutsche Kultur kennenzulernen und auch, die Fairtrade-Schulen in Deutschland und ihre Arbeitsweise zu sehen. Außerdem möchte ich erfahren, wie der Verbrauchermarkt in Deutschland funktioniert.

Edmond: Da schließe ich mich Rahma an. Ich möchte außerdem mehr darüber erfahren, wie Fairtrade in Deutschland strukturiert ist und mit welchen Maßnahmen Kampagnen wie Fairtrade-Towns, – Schools und -Unis voran getrieben werden. Und ich möchte die Kultur, die Menschen und ganz allgemein Europa kennenlernen.

Rahma Abdi Aidid ist 22 Jahre alt und lebt in Nairobi. Sie macht derzeit ihren Bachelor-Abschluss in International Studies und ist eine Vertreterin des Strathmore University Program, das zum Ziel hat, junge Menschen in Kenia über den fairen Handel zu informieren.

Edmond Masega, 26 Jahre, hat einen Bachelor-Abschluss in Elektrotechnik und Elektronik. Während seiner gesamten Ausbildung profitierte er von Fairtrade-Prämien, da seine Eltern auf einer Fairtrade-zertifizierten Farm, der Bigot Flower Farm, arbeiteten. Er ist aktives Mitglied der Fairtrade Africa Premium Alumni Association (FAPAA) und vertritt dort das Produkt „Blumen“.

 

Das sind sie FairChanger: Zehn junge Engagierte aus Kenia und Deutschland entwickelten die Idee eines Austauschprojekts zwischen jungen Fairtrade-Konsumentinnen und -Produzentinnen, um die jeweiligen Menschen, Perspektiven und Aktivitäten entlang fairer globaler Lieferketten kennenzulernen. Im Februar 2024 fand der FairChanger-Austausch in Kenia statt, bei dem kenianische und deutsche Aktive gemeinsam Fairtrade Blumen-, Kaffee- und Teefarmen besucht haben. Vom 8. bis 22. September 2024 kommen die fünf kenianischen FairChanger nach Deutschland und erfahren gemeinsam mit ihren Austauschpartner*innen, wie der faire Handel in Deutschland gelebt wird.

Lies mehr über die FairChanger:
Auf Reise für den FairChange – Fairtrade Inside (fairtrade-deutschland.de)
Alles eine Frage der Perspektive – Fairtrade Inside (fairtrade-deutschland.de)

Das ist mein Kaffee! Kaffeebauern zu Besuch bei einer Rösterei

Das ist mein Kaffee! Kaffeebauern zu Besuch bei einer Rösterei

Die Spur des Kaffees führt an den Deich

(c) Fairtrade Deutschland e.V. / Marcelo Crescenti

Joel Lopez strahlt über das ganze Gesicht: „Das ist ja mein Kaffee!“, sagt der Kaffeebauer aus Honduras – und zeigt auf ein Päckchen mit dem Fairtrade-Logo. Lopez war einer von sieben Vertretern von Fairtrade-zertifizierten Kaffeekooperativen aus Lateinamerika, die zusammen mit Fairtrade Deutschland den Kaffeeröster Azul in Bremen besuchten.

Vor Ort konnten die Gäste aus Peru, Brasilien und Honduras live sehen (und schmecken), was aus ihrer Ernte wird: In der „Rösterei am Deich“ des Rösters Azul werden die kostbaren Bohnen verarbeitet und verpackt. Neben der großen Produktionshallen kann man hier in einer Schaurösterei den Prozess genau verfolgen, der von einem Röstmeister überwacht wird.

Fairtrade verbindet nicht nur Konsument*innen mit Produzent*innen im globalen Süden, sondern stellt den Kontakt zwischen Produzent*innen und Verarbeitern, Importeuren, Händlern und Herstellern her, um den Marktzugang für Kooperativen aus Asien, Lateinamerika und Afrika zu verbessern. Azul ist bereits seit vielen Jahren Fairtrade-Partner, hier wird Nachhaltigkeit großgeschrieben.

Faire Einkommen – bessere Zukunftsperspektiven

(c) Fairtrade Deutschland e.V. / Moritz Peters

„Durch Fairtrade können Kaffeebauer ein würdiges Einkommen erhalten“, sagt Pedro Rodriguez, General Manager der Kaffeekooperative ACPC Pichanaki aus Peru. Die Fairtrade-Kaffeemindestpreise wurden vor einem Jahr deutlich angehoben. Zudem ermöglicht die Fairtrade-Prämie – ein finanzieller Zuschlag, der an die Kooperativen ausgezahlt  wird – die Umsetzung von Projekten vor Ort.

Im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo konnte so die Kooperative Cafesul, seit 2008 Fairtrade-zertifiziert, eine Studie zur CO²-Emmissionen im Kaffeeanbau durchführen. Durch den Einsatz von organischen Düngern, Bodenpflege und weiteren nachhaltigen Praktiken schaffte die Kooperative, den Anbau klimapositiv zu gestalten, sagte General Manager Renato Theodoro – es wird dabei also mehr CO² gebunden als ausgestoßen.

„Trinkt mehr Fairtrade-Kaffee“

Der Besuch der Kaffeebauern bei Azul war für viele von ihnen das Ende einer Europareise, finanziert durch das Fairtrade-System, die die Teilnahme an einer Fachmesse einbezog. Einige Teilnehmer*innen hatten lange Rückreisen vor sich: Pedro Rodriguez, zum Beispiel, würde mehr als zwei Tage unterwegs sein, bis er wieder zuhause ankam. „Sag den Leuten, dass sie mehr Fairtrade-Kaffee trinken sollen, das hat eine positive Wirkung auf unseren Alltag“, sagte er zum Abschied. Hiermit getan.

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